Fortbildung Eis – Stubai 2017 – Bericht

Donnerstag, 15.06.2017

Wir treffen uns am Donnerstagnachmittag an der Oberissalm im Oberbergtal, einem kleinen Nebental des Stubaitals. Wir verteilen Material und gegen 16 Uhr machen wir uns auf den Weg zur Franz-Senn-Hütte. Die Hütte ist nach dem Pfarrer Franz Senn benannt, einem Mitbegründer des DAV, der im 19. Jahrhundert die touristische Erschließung der im Ötz- und Stubaital vorantrieb. Der Weg ist nicht so weit und es sind auch nur knappe 400 Höhenmeter, so dass wir gegen 17 Uhr an der Hütte (2142 m) ankommen. Der versprochene Regen wartet zum Glück so lange, dass wir die Hütte ganz unerwartet sogar trocken erreichen.

An der Hütte probieren und passen wir gleich noch unsere Steigeisen an die Schuhe an. Anschließend wird das Lager bezogen. Im Lager haben wir Glück, dass es nicht voll ist und wir relativ viel Platz haben, so dass wir nur jedes zweite Bett belegen müssen.

Nach dem Abendessen hat der Kursleiter heute noch ein straffes Kursprogramm für uns geplant und so geht es in den Seminarraum der Hütte: Materialkunde, Trockenübung der Spaltenbergung für jeden und am Ende noch Tourenplanung stehen auf dem Programm bis 22 Uhr. Morgen wollen wir schließlich gleich los in die Berge und nicht erst noch lange Theorie auf der Hütte machen!

Freitag, 16.06.2017

Morgens um 6:10 Uhr klingelt der Wecker denn um 6:30 Uhr gibt es Frühstück. Das Frühstücksbuffet ist recht reichhaltig und es gibt sogar frisch gekochte Eier. Um 7:40 Uhr kommen wir dann los zur ersten Übungstour. Das Wetter ist heute Morgen gemischt, stückweise ist es trocken aber es gibt immer auch mal leichten Nieselregen. Wir laufen den steinigen Weg Richtung Sommerwand hoch ins Stiergschwez.

Gegen 9:45 Uhr erreichen wir nach mehrfachem Wechsel zwischen Regenjacken an- und ausziehen die Schneefelder am unteren Rand des Sommerwandferners auf ca. 2700 m Höhe. Hier steht die erste praktische Übung des Kurses an: Pickelbremse. Inhalt der Übung ist es auf dem abfallenden Schneefeld loszurutschen, Geschwindigkeit aufzunehmen und dann mit Hilfe des Pickels wieder anzuhalten. Zunächst geht das noch entspannt mit den Beinen voran, dann mit dem Kopf voran auf dem Bauch und schließlich mit dem Kopf voran auf den Rücken. Letzteres kostet einige Kursteilnehmer etwas Überwindung. Letztlich ist es aber gut auszuprobieren, wie man auch in so einem Fall nach einem Ausrutscher wieder anhalten kann. Nebenbei haben wir auch eine Menge Spaß, besonders jeweils für die Zuschauer. Nach dem Üben der Pickelbremse darf jeder noch mit seinem Pickel einen T-Anker bauen und die Festigkeit testen.

Nun legen wir die Gurte an, seilen uns an, und geht es los auf den Sommerwandferner. Der Schnee ist gut griffig, nicht mehr hart gefroren und es ist kein Blankeis zu sehen, so dass wir ohne Steigeisen laufen können. Wir laufen den Gletscher hoch, links an einem Felskopf vorbei und queren den Sommerwandferner im oberen Bereich Richtung Westen zur Kräulscharte, einer Einbuchtung im Grat zwischen Kräulspitze und Innerer Sommerwand.

In der Scharte (3092 m) hängt netterweise ein Seil bis zum Gletscher runter, was es relativ einfach macht das kurze Stück auf den Grat hochzukraxeln. Weiter geht es auf dem Grat hinauf in leichter Blockkletterei. Gegen 13 Uhr erreichen wir den Gipfel der Inneren Sommerwand (3122 m). Am Gipfel steht ein Kreuz mit Gipfelbuch, die Sicht auf die benachbarten Gipfel (besonders die östliche Seespitze) ist nett. Insgesamt ist das Wetter eher gemischt; es nieselt und graupelt immer mal etwas und die Fernsicht ist weniger berauschend. Die Gipfelrast fällt daher nicht allzu lange aus, bevor es wieder runter zur Kräulscharte geht.  Zurück laufen wir nun am westlichen spaltenfreien Rand des Sommerwandferners hinunter.

Auf dem Programm steht nun noch die praktische Übung der Spaltenbergung. In Ermangelung einer schönen Gletscherspalte machen wir die Übung auf einem abschüssigen Schneefeld. Nachdem jeder mal die verschiedenen Positionen geprobt hat, machen wir uns gegen 16 Uhr auf den Rückweg zur Hütte. Da es schon recht spät ist und wir Hunger haben, sparen wir uns den Abstecher zur Vorderen Sommerwand, der sonst noch lohnenswert gewesen wäre. Das Wetter ist jetzt etwas besser geworden, zumindest gibt es keinen Niederschlag mehr. Gegen 17:30 Uhr erreichen wir die Hütte.

Nach dem Abendessen um halb sieben beschäftigen wir uns noch ein wenig mit der Tourenplanung für den morgigen Tag. Als Alternativen sind eine Tour zu den wilden Türmen, dem wilden Hinterbergl und dem aperen Turm oder eine lange Hochtour auf die Ruderhofspitze im Angebot. Während erstere relativ sichere Gipfelerfolge für zumindest einen Teil der Gipfel bieten sollte, bietet die zweite Aussicht mit der Ruderhofspitze einen richtig schönen dominierenden Gipfel mit Rundumsicht zu erreichen, natürlich mit dem Risiko verbunden, gar keinen Gipfel zu erreichen, falls eine Umkehr angesagt ist. Mehrheitlich entscheiden wir uns, eine Besteigung der Ruderhofspitze zu versuchen. Da wir morgen also früh los wollen, gehen wir schon gegen 21 Uhr schlafen.

 

Samstag, 17.06.2017

Der Wecker klingelt heute um 5:35 Uhr. Netterweise hat sich der Hüttenwirt bereit erklärt, schon um 6 Uhr für uns Frühstück zu machen, anstatt wie sonst üblich erst um 6:30 Uhr. Heute Morgen scheint schon sehr schön die Sonne und der blaue Himmel verspricht einen schönen Tag! Nach dem Frühstück  starten wir also gegen 6:40 Uhr zu unserer Hochtour.

Zunächst geht es erst mal etwa zweieinhalb Kilometer fast höhengleich und nur sanft ansteigend das Alpeiner Tal Richtung Süden hinauf. Nun erreichen wir die erste Talstufe, bei der der Weg in einigen Kehren ca. 300 Höhenmeter hinaufführt. Bald geht es weglos auf überwiegend Geröll weiter bis zum Alpeiner Ferner, den wir nach knapp zwei Stunden Wanderung auf ca. 2600 m Höhe erreichen. Die Gletscherzunge ist teilweise schon aper und ansonsten ist der Schnee noch hartgefroren, so dass wir zusätzlich zu Gurten und Seil heute auch die Steigeisen anlegen. In zwei Seilschaften geht es nun los den Gletscher hinauf. Wir umgehen einen schönen Gletscherbruch rechts und gelangen bald auf den oberen Teil der Alpeiner Ferners, einem schönen großen weißen Kessel, ringsherum bis auf den Eisbruch von schönen Felsgraten eingefasst. Der Firnauflage ist festgefroren, so dass man sehr gut vorankommt. Dabei genießen wir die ganze Zeit die herrliche Sonne! Wir laufen nun in einem großen Bogen über den Gletscher Richtung Südosten und gelangen in ein kleines höhergelegenes Becken des Alpeiner Ferners unterhalb der Ruderhofspitze.

Gegen 10:40 Uhr erreichen wir die obere Hölltalscharte (3247 m) im Südwestgrat der Ruderhofpsitze. Hier legen wir Seil und Steigeisen ab und ziehen uns außerdem warm an, da ein kräftiger kalter Wind auf dem Grat weht. Der Grat sieht im ersten Moment wenig einladend aus, aber ist dann zunächst erst mal nicht so schwierig zu erklimmen. Allerdings treffen wir gegen 11:20 Uhr in 3333 m Höhe auf einen ziemlich ausgesetzten überfirnten Abschnitt des Grates. Der Kursleiter begutachtet den Grat noch ein kleines Stück weiter, und es sieht so aus, dass noch mehrere heikle steile Firnabschnitte zu überqueren sind. Da diese für den Kurs jeweils zeitaufwendig mit Seilen zu versichern wären und immer noch ein eiskalter starker Wind weht, ist die Tour für heute an dieser Stelle beendet und wir kehren um. Immerhin haben wir auch schon von hier einen tollen Blick nach Süden auf den Alpenhauptkamm mit Zuckerhütl, den Stubaier Gletscher, bis zur Ötztaler Wildspitze und auf den Schrankogel. Östlich des Grates und der Ruderhofspitze ist es ohnehin ziemlich nebelig. Nach einer kurzen Pause geht es also den Grat wieder zurück zur oberen Hölltalscharte.

 

Wir treten nun nicht direkt den Rückweg an, sondern laufen quer über den oberen Gletscher nach Westen rüber um noch einen Blick auf den nächsten Gletscher zu bekommen. Etwas oberhalb des Schwarzenbergjochs klettern wir ein kleines Stück auf den Grat unterhalb der westlichen Schwarzenbergspitze. Von hier haben wir einen tollen Blick auf den Schwarzenbergferner und vor allem auf den nahegelegenen Schrankogel gegenüber. Hier weht auch fast gar kein Wind, so dass wir einige Minuten auf dem spitzen Grat in der Sonne sitzen und Pause machen.

Anschließend geht es wieder zurück und zügig den Alpeiner Ferner wieder hinunter. Obwohl es schon kurz nach eins ist, ist der Schnee im oberen Teil noch einigermaßen gefroren, so dass man nicht zu viel einsinkt. Unterhalb des Gletscherbruchs wird der Schnee nun langsam sulziger und man sackt immer tiefer ein. Wir laufen daher die Gletscherzunge nicht ganz herunter, sondern steigen auf ca. 2700 m Höhe gegen 14 Uhr aus dem Gletscher aus. Nach dem Verpacken der Steigeisen, Gurte und Seile geht es nach einer kurzen Pause nun über ein Geröllfeld, das von zahlreichen Bächen durchflossen wird, zurück zum Weg und das Alpeiner Tal hinab Richtung Hütte, die wir gegen 16 Uhr erreichen. Trotz fehlenden Gipfelerfolges war es eine schöne lange Hochtour mit viel Gletscher und ein wenig Kletterei heute!

Zurück an der Hütte sitzen wir zunächst entspannt in der Sonne auf der Terrasse, trinken Kaffee und essen Apfelstrudel, bevor am späten Nachmittag und vor dem Abendessen noch ein paar Übungen auf dem Programm stehen: Hochprusiken am Seil und Abseilen. Nach dem Abendessen steht noch kurze Planung für morgen an, dann folgt noch ein gemütlicher Abend auf der Hütte.

 

Sonntag, 18.06.2017

Heute geht es nicht ganz so früh los, wir frühstücken erst um 7 Uhr. Anschließend heißt es erst mal packen und das Lager räumen. Wir können aber noch einige Dinge auf der Hütte lassen, so dass wir nicht alles mitschleppen müssen. Wir wollen heute nicht noch eine Wanderung auf die nahe gelegene Rinnenspitze machen, wie zunächst überlegt, sondern stattdessen noch zu einem Klettergarten in der Nähe, wo wir noch einige Dinge zum Thema Standplatzbau lernen möchten.

Wir starten gegen 8:30 Uhr, laufen ein Stück das Alpeiner Tal hinauf, kommen am Höllenrachen vorbei, einer Stelle, an der der Alpeiner Bach durch eine Felsgrotte fließt, durch die ein Klettersteig führt, und gelangen nach insgesamt 30 Minuten zum Klettergarten unterhalb der Sommerwand. Hier gibt es einige Kletterrouten unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade und einen Klettersteig. Zunächst mal begehen wir den Klettersteig von ca. 40 Höhenmetern. Dann klettern wir in unterschiedlichen Besetzungen und lassen uns Standplatzbau und Selbstrettung per Flaschenzug und Garda-Rücklaufklemme zeigen.

Gegen 12 Uhr laufen wir zurück zu Hütte, genießen noch ein Mittagessen, packen unsere Rucksäcke fertig und steigen dann nach einem sehr schönen und lehrreichen Kurs wieder zur Oberissalm ab, wo wir uns verabschieden und die Heimreise antreten.