Am 7. Juli kurz nach Sonnenaufgang war es endlich soweit und wir brachen zum Gletscherkurs 2011 auf. Ein etwas komisches Gefühl war es schon, mit Eispickel bewaffnet durch die Jenaer Innenstadt zu stiefeln aber in Anbetracht der Uhrzeit war die Gefahr auf bekannte Studenten zu treffen ziemlich gering (die Steigeisen haben wir dann aber doch im Rucksack gelassen). Unser Fachübungsleiter Matze und unser „FÜL-Assistent“ Sören haben uns dann sicher bis an das Ende des Ötztals nach Vent gefahren. Ganz nebenbei hatten wir damit auch die ersten 1900 Höhenmeter geschafft. Nachdem die Rucksäcke gepackt und die Stiefel geschnürt waren brachen wir gegen 14 Uhr zu unserer ersten Bleibe, der Alpenhütte Hochjochhospiz auf 2412m auf. Der Marsch durch das Rofental bot uns eine tolle Aussicht, allerdings rangen uns die ersten 500 Höhenmeter auch jede Menge Schweiß ab. Aber nach gut zweieinhalb Stunden hatten wir es geschafft und konnten uns erstmal mit einem Bier in der warmen Hüttenstube belohnen. Nach einer kurzen Trockenübung in Sachen Spaltenbergung und einer reichhaltigen Mahlzeit sind wir geschafft ins Bett gefallen. Naja, das eine oder andere Bier gab es schon noch.
Am nächsten Morgen standen wir schon um halb 7 auf, denn es stand großes auf dem Plan. Nach dem Frühstück brachen wir in Richtung Brandenburger Haus auf, der höchstgelegensten Hütte des DAV auf 3277m. Den ersten Teil der Strecke ging es dann auch vor allem nach oben. Nach 500 Höhenmetern wurden wir mit einem tollen Ausblick auf die Gletscherzunge des Kesselwandferners belohnt. Anschließend liefen wir zur Abwechslung auch mal wieder ein bisschen horizontal parallel zum Gletscher bis es endlich soweit war. Nun konnten wir mit der ganzen Wucht unserer Ausrüstung zuschlagen. Steigeisen, Eispickel, Klettergurt, Karabiner, Eisschraube, Prusikschlingen, Vollseil, Gletscherbrille, zumindest gefühlt waren wir bereit den Mount Everest zu besteigen. Aber auch die Gletscherüberquerung, zum ersten Mal auch in der Seilschaft, war ein tolles Erlebnis. Langsam aber sicher wurde auch das Brandenburger Haus, dass wir schon aus der Ferne erspäht hatten, immer größer. Nach einer knappen Stunde hatten wir es dann endlich geschafft und wir standen am Fuß der Dahmannspitze, dem Hausberg des Brandenburger Hauses. Die Hütte selbst liegt geschätzt 40 Höhenmeter weiter oben und beeindruckt durch eine massive Bauweise und immerhin 4 Stockwerke. Insbesondere wenn man bedenkt, dass die Hütte bereits 1909 erbaut wurde und alle Materialien zu Fuß nach oben getragen werden mussten. Uns war der 20-kg-Rucksack eigentlich genug. Nach einer kurzen Pause bezwangen wir dann auch gleich den Hausberg und konnte eine tolle Aussicht genießen. Danach war noch lange nicht Schluss und wir stürzten uns todesmutig einen Schneehang hinunter um die Pickelbremse zu üben. Nachdem alle Fall- und Sturztechniken probiert waren, überzeugten wir uns noch von der Robustheit eines T-Ankers. Zunächst erschien es uns zumindest zweifelhaft, dass ein eingegrabener Eispickel an einer Schlaufe einen Menschen tragen kann. Nach einigen Tests sahen wir aber ein, dass er wahrscheinlich sogar einen Kleinwagen aushalten würde. Danach freute sich jeder auf unsere warme Hüttenstube. Dort erfuhren wir noch einiges zur Wetterkunde in den Bergen und können jetzt mit ein wenig Glück eine Cumulus- von einer Stratus-Wolke unterscheiden. Nach dem 3-Gänge Abendessen vertrieben wir uns die Zeit mit einer Runde „Bang“, ein lustiges Kartenspiel, das im Wilden Westen spielt. Außerdem waren die ersten Schnapsrunden fällig, schließlich hatten einige von uns den bisher höchsten Gipfel ihres Lebens erklommen. Danach wickelten wir uns zum Schlafen gleich in mehrere Decken denn auch im Sommer ist es da oben verdammt kalt.
Am Samstag hatten wir noch einmal ein volles Programm. Nach dem Frühstück ging es gleich los zum Fluchtkogel auf 3501m Höhe. Nach einer guten Stunde Marsch bei Sonnenschein durch die weiße Schneelandschaft hatten wir auch diesen Gipfel bezwungen. Danach folgte das Highlight des Tages – Spaltenbergung, aber diesmal nicht in der Theorie sondern in der Praxis. Beim ersten Sprung in die Spalte hatten wir noch ein mulmiges Gefühl aber das ging schnell in Routine über. Die T-Anker haben gehalten und wir hatten auch keine Verluste zu beklagen und konnten alle wieder herausziehen. Jetzt sind wir für den Ernstfall gerüstet! Danach haben wir uns aufgeteilt. Ein Teil von uns konnte durchaus damit leben einen entspannten Nachmittag auf der Hütte zu verbringen während der andere Teil noch Tatendrang verspürte und in einer Hauruck-Aktion und durch das Kesselwandjoch über den Gepatschferner Richtung Mittlerer Hintereisspitze marschierte. Auf einem kleinen Vorgipfel (2426 m) war dann aber wegen unklarer Wetterlage Schluss und es ging zurück zur Hütte. Auf der Hütte gab es noch eine Lektion in Sachen Orientierung im Gebirge ehe es Abendessen gab. An unserem letzten Abend im Brandenburger Haus feierten wir ein bisschen den Gipfelsturm auf den Fluchtkogel. Natürlich durfte auch die eine oder andere Runde „Bang“ nicht fehlen.
Am Sonntagmorgen mussten wir wieder früh aus den Federn. Heute stand der Abstieg auf dem Programm. Nach dem Frühstück und einem letzten Blick zum Brandenburger Haus überquerten wir erneut den Gletscher über den Deloretteweg. Bei herrlichem Sonnenschein konnten wir sogar im T-Shirt laufen. Nach zwei Stunden hatten wir wieder unsere erste Hütte am Hochjochhospiz erreicht. Nach einer kleinen Zwischenmahlzeit ging es zurück zum Parkplatz nach Vent. Nachdem wir alles eingepackt hatten und endlich aus unseren Bergstiefeln herauskamen, brachen wir zurück nach Jena auf. Allerdings entscheiden wir uns noch zu einem Zwischenstopp in einer Pizzeria in Sölden denn auch ein Abstieg macht hungrig.
Damit endete unser gemeinsames Abenteuer in den Alpen. Für viele war es die erste Tour dieser Art, das erste Mal auf einer Alpenhütte, das erste Mal auf einem Gletscher, das erste Mal mit Steigeisen unterwegs und vieles mehr. Es war ein geniales Abenteuer und daher möchten wir uns noch einmal herzlich bei unserem Übungsleiter Matze und unserem Co-Übungsleiter Sören bedanken.