Ein etwas anderer Skilauf

4. Ruhlaer Sommerskilauf
Reisestart: 24.06.2006 – Reiseziel: Berlinchen

Ein etwas anderer Skilauf …

Eigentlich war das Wochenende vom 24./25. Juni 2006 bereits vom Jahr zuvor verplant, und zwar für den Rennsteig-Staffellauf. Am 1.1. war Meldeeröffnung und als wir uns am 3.1. per Internet anmelden wollten, waren bereits alle 150 Startplätze sowie 10 Ersatzplätze vergeben. Das hatten wir nun wirklich nicht erwartet und auf telefonische Nachfrage erfuhren wir, dass innerhalb von 24 h fast alle 150 Staffeln gemeldet waren und noch genügend auf der Warteliste stehen und wir somit keinerlei Chance mehr haben. So wird wohl dieses Jahr jemand Silvester am PC verbringen müssen, damit wir noch einen Startplatz für 2007 ergattern können.

Das traditionelle Wochenende bei Claudia und Micha in Berlinchen bei Eisenach wollten wir aber trotzdem durchführen. Eine Woche vorher hatte Micha zufällig etwas von einem 4. Ruhlaer Sommerskilauf in der Zeitung gelesen und da uns das sportliche Event fehlte, konnte das vielleicht der angemessene Ersatz sein, zumal wir ja Skiläufer sind.
Nach kurzer Email und Information im Internet wussten wir zwar, dass es ein lustiges Ereignis sein wird und dass man nicht die neuesten Rennski mitbringen sollte, aber über die zu laufende Strecke waren wir uns nicht im klaren. Das größte Problem bestand darin, geeignete Ski mit entsprechender Bindung zu finden, da diese hinterher gewiss nicht mehr auf Schnee zu gebrauchen sein würden. Claudia und ich konnten noch ein paar alte Latten auftreiben und die Bindungen haben wir einfach von unseren Skirollern abmontiert. Not macht ja bekanntlich erfinderisch, so dass Micha einfach ein paar alte Bretter für sich und Ulf zurecht gesägt, vorn angespitzt und darauf die Roller-Bindungen geschraubt hat. Am Ende konnten wir vier echte Skiläufer ausrüsten (Claudia, Micha, Ulf, Jens) und die anderen Frauen (Evi, Angela und Gabi) begleiteten uns als Wanderer.
Für unsere Kinder (Svenja und Ronja) hatten wir uns etwas besonderes ausgedacht. Sie saßen in unserem Fahrrad-Anhänger, welcher mit Zuggestänge versehen war und von mir gezogen wurde.
In lustiger Verkleidung fuhren wir an den Start und erhielten nach Entrichtung des Startgeldes von 10,- € unsere Startnummern. Das Gespann mit den Kids gefiel auch den Organisatoren, so dass sie den Zwergen ebenfalls eine Startnummer spendierten.

Nach Einführungsrede und Vorbereitungsmusik ging es mit einem echten Startschuss los. Ca. 100 Verrückte machten sich in den tollsten Verkleidungen auf die etwa 10 km lange Strecke. Wenn man glaubt, dass man auf einer feuchten Wiese auch im Sommer auf Skiern etwas rutschen kann, war man bei dieser Aktion auf dem Holzweg. Zum einen war es staubtrocken und sonnig und zum anderen verlief die Strecke auf den steinigsten Waldwegen und Asphaltstraßen und an nur wenigen Stellen hatte man auch etwas Gras unter den Brettern.

Der Wettkampfcharakter mutierte zu einer vergnüglichen “Skiwanderung” wobei auf den Letzten gewartet wurde. Nach einer reichlichen Stunde wurde der erste Verpflegungspunkt erreicht und man konnte seine erste Biermarke umsetzen.
Mit Blasmusik und Gruppenfoto wurde die Pause (ca. 45 min) recht kurzweilig gestaltet.
Als es dann weiterging, machten sich auch schon die ersten Blasen und anderen “Gebrechen” bemerkbar. Die Fortbewegung erinnerte doch mehr an einen steilen Skitouren-Aufstieg als an Skilanglauf. Zwar ging es mehr bergab, aber wenn man sich vorstellt mit Steigfellen einen Berg herunterzulaufen, ist das auch nicht gerade erholsam. Unsere zwei Helden auf massiven Holzbrettern hatten auch so ihre Schwierigkeiten. Ulf stürzte einmal in den Graben am Wegesrand und kam fast nicht mehr allein heraus und Micha verhaspelte sich kurz vor der zweiten Verpflegungsstation und riss dabei eine Bindung heraus. Die konnte zum Glück in der Pause wieder angeschraubt werden.
Ich hatte das Problem, nach einem Gruppenfoto auf einer etwas abschüssigen Wiese nicht mehr alleine wegzukommen, da der Anhänger nach hinten zog und selbst die Schuppen der Ski nicht mehr gehalten haben. Aber mit Michas Anschubhilfe habe ich es dann doch wieder auf den Weg geschafft.
Kurz vor der zweiten Pause ging es dann auch etwas steiler bergab und ich musste mit dem schiebenden Anhänger meine Schneepflugkünste zeigen. Dann war endlich wieder Pause, diesmal sogar mit Bratwürsten und Rostbrätchen.

Die Rast zog sich auch wieder ca. 1 Stunde hin und kurz vor dem Aufbruch bemerkten wir erst den platten Reifen an unserem Anhänger. Da wir schon Übung darin hatten, konnten wir den Schlauch in wenigen Minuten wechseln und waren nicht die allerletzten, die zum Ziel aufbrachen. Während der Pause hatten uns die Organisatoren informiert, dass im letzten Abschnitt ein Bustransfer notwendig wäre und wir den Fahrradanhänger in einen bestimmten VW-Bus laden sollten. Unsere Vorstellung, dass wir mit dem VW-Bus gleich mitfahren könnten, ging leider nicht auf, da es wirklich nur ein Gepäck-Transporter war. So hasteten wir zu dem großen Bus für die Läufer. Der wäre eigentlich schon losgefahren, aber Angela konnte den Busfahrer überzeugen, auf uns zu warten. Mit einem lautstarken Hallo wurden wir im total überfüllten Bus begrüßt und ebenso lautstark wurde für Ronja und ihre schwangere Mama sofort ein Sitzplatz freigemacht. Dann fuhr der Bus auch gleich los und nach etwa 10 min kamen wir im Zentrum von Ruhla an.
Alles wieder ausgestiegen und ausgeladen, Anhänger, Stöcke und Ski zusammengesucht und angeschnallt, ging es dann auf das letzte Teilstück durch das Zentrum von Ruhla. Das alte Kopfsteinpflaster zeigte überraschende Gleiteigenschaften und da es leicht bergab ging, bekam ich wieder Probleme mit dem schiebenden Anhänger. Der Schneepflug zeigte auf dem Pflaster keine Wirkung, so dass Evi als Fußgängerin am Anhänger bremsend eingreifen musste, damit ich nicht auf die Vorderleute auffuhr. Im Ziel angekommen waren alle erleichtert und auch ziemlich k.o. Die fast 5 Stunden in nicht ganz alltäglicher Fortbewegung hatten doch so einige Schweißtropfen gekostet. Bei Bratwurst und Bier war das aber auch schnell wieder vergessen.
Am Abend fand dann noch ein echtes Rennen auf dem Kopfsteinpflaster statt, aber da das in die Schlafenszeit unserer Kinder fiel, konnten wir daran nicht mehr teilnehmen. Die Kleinen haben die Fahrt im Anhänger prima mitgemacht, zeitweise sind sie sogar eingeschlafen.

Mal sehen, ob wir im nächsten Jahr den Staffelplatz kriegen oder vielleicht doch wieder diesen verrückten Gaudi mitmachen werden.

Jens Müller

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