Wir waren eine kleine Gruppe von sieben Leuten: Tilman Zscheckel, Friedemann Kübel, Franz Eichhorn, Philipp Seemann, Benjamin Leitner, Nicole Kotkamp und Dietmar Mothes. Das Besondere in diesem Jahr war, daß Benjamin einen Großteil der Fahrt geplant hat – mögliche Varianten mit uns besprach, für Regen und Sonne, die Fahrtroute heraussuchte, sich Gedanken zur nötigen Ausrüstung machte usw. Schließlich ging es in seine neue Heimat nach Admont. Seit Juli wohnt er dort. Für uns war es der erste Besuch (und sicher oder hoffentlich nicht der letzte).
Unsere Zelte stellten wir auf dem Grundstück von Luis, Dorothea und Benjamin Leitner auf und hatten so einen ausgezeichneten Ausgangspunkt für unsere Touren.
Die Kleinheit der Gruppe ermöglichte Unternehmungen, die wir auch im Nachhinein noch als sehr respektvoll in Erinnerung haben. Dies wird noch verstärkt durch das tragische Verunglücken von Sigrid Lippmann (sie als unsere Schatzmeisterin immer mit unseren Fahrten verquickt – eine Zusammenarbeit, die sehr vertraulich und verläßlich und somit dankbar unkompliziert ablief).
Das Unterwegs sein im alpinen Gelände birgt eben immer ein Restrisiko, das jeder trägt, der sich dort bewegt. Für uns, die wir mit „Kindern“ unterwegs sind, bedeutet das Entscheidungen zu treffen, die wir vor uns, den Kindern und Eltern verantworten können, bedeutet das in der konkreten Situation: wir gehen dieses Stück ungesichert, obwohl wir ca. 800 m Luft unter dem Hintern haben und ein falscher Tritt (herausbrechender Griff oder Tritt z.B.) tragische Folgen haben wird. Auf unserer Fahrt hatten wir einige solcher Passagen und genau diese sind den „Kindern“ am eindrücklichsten in Erinnerung, werden genannt, wenn wir fragen: „Was hat Euch am meisten gefallen…“
Bisher erlebten wir die „Kinder“ in diesen kritischen Momenten mit einer Konzentration und dem Sinn fürs Wesentliche, daß wir auch sagen: „Ja, Ihr könnt das.“…Und auch im Vorfeld ist auf den letzten Fahrten scheinbar ein Gespür für bestimmte Notwendigkeiten gewachsen (sehr frühes Aufstehen vor anstrengenden Touren und das damit verbundene zeitige Schlafengehen z.B.), das wir immer aufs neue erstaunt sind, was möglich ist.
Kurzum: wir haben in unseren Augen recht anspruchsvolle Touren unternommen, viel Spaß gehabt, das Essen hat geschmeckt und wurde nicht von uns gekocht, mit dem unliebsamen Abwasch gab es keine Probleme, wir hatten tolles Wetter, uns sind die Rätsel ausgegangen, es war eine sehr schöne Fahrt.
Dietmar und Nicole
So, nun aber das Tagebuch der „Kinder“ (die Kommentare in den eckigen Klammern stammen von uns):
Samstag, 08.08.98
9.00 Uhr fuhren wir, Dietmar, Nicole, Franz und Tilman, pünktlich ab. Dieses Jahr hatten wir ein Mietauto (Kleinbus). Es war viel schneller als die Autos in den vergangenen Jahren. Nach sechs Stunden, dreißig Minuten lagen 640 km hinter uns. Im Zielort Admont waren drei Versuche nötig, um die gesuchte Adresse, Benjamins neues Heim, zu finden. Schließlich war auch dies geschafft. Bei Benjamin war schon Philipp. Jetzt waren wir fast vollzählig, es fehlte nur noch Friedemann…
14.55 Uhr treffen wir endlich bei Benjamin ein (nach etlichen Versuchen, das neue heim Benjamins zu finden). Als ich alle meine Sachen aus unserem Auto in den Kleinbus umgeladen hatte, wollte ich eigentlich mit dem Rest im Keller Tischtennis spielen, aber meine Eltern hatten etwas dagegen, denn sie wollten mir noch „ausreichend“ Taschengeld und den DAV-Ausweis geben. Nachdem sie sich von mir und den anderen verabschiedet hatten, fuhren sie gen Heimat. Sie hatten zwar vorgehabt, mit uns im Garten zu übernachten, aber sich dann doch anders entschieden.
Nun Kam ich doch noch zu meiner Tischtennispartie. So ungefähr gegen dreiviertel sieben gingen wir in den Wald, um Holz für ein Lagerfeuer zu holen. Schwer bepackt kamen wir aus dem Wald zurück.
Während Tilman und Benjamin Tischtennis spielten, kochten Franz und ich Spirelli und eine hervorragende (Knoblauch, Pfeffer) Sauce. Nachdem wir alle gegessen hatten, machten wir ein Lagerfeuer, das aber keinen Zweck hatte, denn niemand beachtete es. Aber das war kein Wunder, da wir es von der Tischtennisplatte (im Keller) gar nicht sehen konnten.
Gegen 24.00 Uhr gingen alle ins Bett und „schliefen“. In Wirklichkeit quatschten alle, außer Dietmar und Nicole, noch die halbe Nacht lang.
Tilman, Friedemann
Sonntag, 09.08.98
Schon gestern haben wir uns vorgenommen, heute eine Tour zu den „Drei Mönchen“ zu unternehmen. Obwohl wir 7.30 Uhr aufstehen wollten, schafften wir es erst 8.00 Uhr. Nach dem Frühstück und dem Rucksackpacken wanderten wir ca. 8.45 Uhr los [es war „etwas“ später], bis wir nach ungefähr fünf Pausen unser Ziel erreichten.
15.00 Uhr begannen wir dann die Seile einzuhängen, um bis 17.00 Uhr zu klettern.
Das einrichten [des Biwakplatzes] und auspacken dauerte schon bis 18.00 Uhr. Ab dieser Zeit aßen wir Abendbrot und machten Spiele, bis wir 22.00 Uhr ins Biwak gingen.
Franz
Montag, 10.08.98
8.00 Uhr, wir hatten bei den Drei Mönchen geschlafen, standen wir auf und frühstückten gemütlich bis 9.00 Uhr. Dann gingen wir noch mal zu den Drei Mönchen klettern. Dieses „Freizeitvergnügen“ betrieben wir bis ca. 16.30 Uhr.
Nachdem alle die Rucksäcke gepackt haben, gingen wir 17.00 Uhr los. Nach ca. 2 ½Stunden kamen wir in Admont wieder an. Als wir uns ausgeruht hatten (ein ganz kleines bißchen), kochten Friedemann und Tilman das Abendbrot (Blumenkohl, Pellkartoffeln und Sauce Hollondaise). Tilman, der Tolpatsch des Abends: er verschüttete die Hälfte von der Sauce.
Am Abend spielten wir dann noch Tischtennis.
Benjamin, Philipp
Dienstag, 11.08.98
8.00 Uhr, die Armbanduhren tuteten. Bald danach gab es Frühstück mit frischen Brötchen, die Benjamin vorher holte. Nach dem Frühstück packten wir unsere Sachen. Damit diese ins Auto paßten, mußten einige unwichtige Dinge in den Keller geschafft werden, damit Platz wurde. 11.30 Uhr waren wir am Parkplatz, stellten den Wagen ab und stiegen auf zur Haindlkarhütte. Gegen 13.00 Uhr kamen wir an. Dann begann das große Gammeln…
Gammel, gammel, gammel und dann haben wir an einem Kalksteinblock ein paar Routen eingerichtet, die zwar kaum genutzt wurden, die Dietmar zwangen ein weiteres mal das „Steinchen“ zu erklimmen. Danach hatten wir alle zusammen an vielen schweren und leichten Knobelaufgaben zu rätseln. Nachdem Dietmar und Nicole völlig „rätselausgelaugt“ waren, hatten wir viel Spaß, große Steine mit kleinen von einem Markierungsstein abzuschießen. Nach weiteren seltsamen Spielen gaben wir auf, Dietmar noch weitere Rätsel auszubetteln.
Am Abend, nachdem wir alle gegessen hatten, spielten wir Romme und gingen anschließend schlafen, um am nächsten Tag um viertel sieben zur Peternschart’n zu starten, da wir die Hesshütte gegen Mittag zu erreichen wünschten.
Tilman, Friedemann
Mittwoch, 12.08.98
Da wir, wie im vorherigen Bericht erklärt, heute 5.00 Uhr aufstehen mußten, um rechtzeitig der heißen Mittagssonne entfliehen zu können, mußten wir natürlich zeitig ins Bett. Auf der Kletter-Wandertour [Peternpfad, I bis II] wurde es eigentlich erst zur Zeit der aufsteigenden Mittagssonne richtig heiß. Obwohl der Ennstaler Schritt als schwierigste Stelle gilt, war sie mit Sicherung nicht so schlimm.
Volle acht Stunden brauchten wir und zum Schluß war fast kein Tropfen Wasser mehr übrig.
Nach einer kurzen Pause [an der Hesshütte, die wir ca. 15.00 Uhr erreicht hatten] gingen vier der Gruppe gleich wieder klettern. 19.00 Uhr gab es Abendbrot und danach Spielrunde bis 21.00 Uhr.
Franz
Donnerstag, 13.08.98
Eigentlich wollten wir heute früh um 4.00 Uhr aufstehen, um auf die Planspitze zu gehen. Dort wollten wir den Sonnenaufgang beobachten. Doch um 4.00 Uhr hing der Himmel voller Wolken voll und wir schliefen noch bis 7.00 Uhr. Danach packten wir die Rucksäcke von Dietmar, Nicole und Philipp mit Trinkflaschen, Regensachen und Verpflegung voll.
Nach den Frühstück beschlossen wir dann, von der Hesshütte über die Sulzkaralm und das Zinödl (2191 m) zu gehen.
Nach 1 Stunden kamen wir dann an der Sulzkaralm an. Da hatten wir geplant, Milch zu trinken, aber der Almwirt war nicht zu Hause. So gingen wir zum Sulzkarsee. Er war ziemlich verschlammt und daher nicht zum baden geeignet. Nach 30 Minuten Pause gingen wir weiter über den Schafplan aufs Zinödl. Am Gipfel angekommen bildeten sich die ersten Regenwolken (der ganze Tag war eigentlich schön). Wir stiegen zügig zur Hesshütte ab.
Gegen 16.00 Uhr fing es dann aber doch noch zu regnen an. Diese Zeit überbrückten wir mit einer Kissenschlacht.
Es wurde ein heftiges Unwetter aus dem Regen, mit Hagel und Unmengen an Wasser, das niederprasselte – das Resultat sahen wir am nächsten Tag beim Abstieg: mehrere Muren waren zu Tal gegangen und hatten einige Wege und Straßen überrollt.
Bis 21.15 Uhr spielten wir Romme, Tilman gewann.
Benjamin
Nachtrag:
Tilman mit 50 Schilling von Friedemann an der Hüttentheke stehend:
Tilman: „Wieviel kostet ein Mars ?“
Wirt: „13 Schilling !“
Tilman: „Naja, dann nehme ich lieber 25 Colaschlangen.“ – und fängt an, mit einer Zange die 25 Colaschlangen aus der Haribobüchse zu nehmen.
Dietmar
Wir haben zwei neue Helme – fluoreszierende. Nachts in der Hütte, großes Lachen und ein wunderbarer Anblick. Friedemann hat seinen Helm mit der Taschenlampe aktiviert und läuft mit ihm auf dem Kopf wie beim schwarzen Theater durch den Gang des Matratzenlagers aufs Klo.
Dietmar
Freitag, 14.08.98
So gegen 8.00 Uhr standen alle auf und wir gingen zusammen zum Frühstück. Nach dem Frühstück packten wir unsere Sachen und stiegen nach Johnsbach ab. Dort besuchten wir den Bergsteigerfriedhof [beeindruckend war, daß es auch immer wieder Tote in den Touren gab, die wir hinter uns hatten – Wettersturz, Blitzschlag, Steinschlag waren häufige Ursachen].
Zurück im „Hauptquartier“, spielten wir Tischtennis und kochten…
Nach dem Essen kam das Highlight des Abends – das Tischtennisturnier. Dietmar war Titelverteidiger vom letzten Jahr. Die Herausforderer mußten in einer spannenden Liga die zwei Besten unter sich ausmachen. Der Sieger des Turniers war der selbe wie im letzten Jahr, Dietmar. Der Preis war auch derselbe: zwei Tüten Gummibärchen, eine für den Verlierer und eine für den Gewinner.
Nach dem Turnier spielten wir noch bis 23.00 Uhr Tischtennis und gingen dann in den Schlafsack.
Friedemann, Tilman
Samstag, 15.08.98
Heimfahrt: Zu einer 6½ stündigen Autofahrt ist eigentlich nicht viel zu schreiben, aber bis alle nach Hause gebracht wurden, verging die Zeit schon bis 18.00 Uhr. Und man kann sich dann wohl ausrechnen, daß wir erst 11.30 Uhr auf die Spur kamen.
Franz