Schweden – ein Skilanglaufeldorado
Reisestart: 28.02.2005 – Reiseziel: Schweden
Ein Bericht von Siegfried Maahs
Vom längsten Loipensystem der Welt im herrlichen Herjedalen zum längsten Skilanglauf der Welt in der Provinz Dalarna
Sechs Skiläufer der Skigruppe unserer Sektion (Anke [Gast]und Ralph Walther, Antje und Siegfried Maahs, Ulf Weichelt und Jan Kolleß) und zwei Dresdner Gäste (Elke Erben und Helmut Konschak) machten sich Ende Februar dieses Jahres (2005) auf, um am längsten und bedeutendsten Skilanglaufrennen der Welt dem Vasalauf- teilzunehmen.
Im Unterschied zu früheren Fahrten zum Vasalauf war in diesem Jahr im Vorfeld eine Trainingswoche im Nordic Ski Center im mittelschwedischen Funäsdalen vorgesehen, dessen Vorzüge einige Teilnehmer bei vergangenen Skifahrten bereits zu schätzen gelernt hatten. Mit 300 km gespurter Loipe handelt es sich um das längste Skilanglaufsystem der Welt. Aber es besticht nicht nur durch seine Länge. Auch die Schneequalität, die landschaftlich abwechslungsreichen Routen, die vorbildlich gespurten und ausgeschilderten Loipen etc. lassen das Herz eines jeden Skilanglaufsportlers höher schlagen. Das Loipensystem liegt im Herliga (herrlichen) Herjedalen, wie die Schweden stolz und zu Recht diese landschaftlich reizvolle Region nennen. Fünf Tage hatten wir Gelegenheit, uns hier den letzten Schliff für den Vasalauf zu holen. Unser Domizil hatten wir im schönen Hüttendorf Sörmons Stugby bei Ljusnedal aufgeschlagen, das direkt an der Loipe liegt und somit einen idealen Ausgangs- bzw. Endpunkt für unsere Trainingsläufe darstellte. Bei unserer Ankunft lagen laut Schneehöhenbericht bereits 1,68 m Schnee. Als ob das noch nicht genug wäre, schneite es die beiden ersten Tage erst mal kräftig dazu. Aber unseren Tatendrang konnte dies nicht bremsen. Auch bei diesem Wetter lässt es sich hier gut skilaufen. Hier beispielhaft einige unserer Aktivitäten: Wir umrundeten den markanten Funäsdalsberget (ca. 30 km), der auch Berg mitten im Dorf genannt wird, weil er sich als eindrucksvolle Felsrippe direkt über dem Ort Funäsdalen erhebt. Bei nahezu ganztägigem Schneefall durchquerten wir das schöne Tal von Fjällnäs über Tänndalen und Funäsdalen nach Ljusnedal (31 km).Zwei strahlende aber auch eiskalte Sonnentage [Temperatur-Minimum: – 33° C] nutzten wir zu Touren auf den aussichtsreichen Loipen Mittakläppen (ca. 22 km) und Anafjället(ca. 18 km).Eine unserer Touren begannen wir direkt an der mit 686 m höchstgelegenen Kirche Schwedens im Ort Tännäs und liefen durch die skandinavische Wildnis zurück in unser Hüttendorf (ca. 27 km).
Neben den sportlichen Aktivitäten kam aber auch das gesellige Hüttenleben mit dem gemeinsamen Zubereiten der Mahlzeiten und Gesellschaftsspielen am Abend nicht zu kurz.
Dann hieß es Abschied zu nehmen vom Herrlichen Herjedalen. Durch tiefverschneite Landschaften und über vereiste Straßen ging es nach Sälen in der Provinz Dalarna- dem eigentlichen Ziel unserer Reise.
In Sälen beginnt der berühmte Vasalauf der älteste, längste und größte Skilanglauf der Welt. Der Vasalauf ist mehr als nur ein Skilanglauf. Hier geht es um Tradition, Geschichte, Kultur und Freiheit. Der Vasalauf geht zurück in das 16. Jahrhundert. Schweden steht unter der Herrschaft eines gnadenlosen dänischen Regimes. Das schwedische Volk ist unzufrieden. Der schwedische Edelmann Gustav Vasa ruft das Volk zum Aufruhr auf. Anfangs jedoch vergebens. Die Provinz Dalarna bleibt seine einzige Hoffnung. In Mora versucht Gustav Vasa die Männer zum Aufstand zu bewegen leider ohne Erfolg. Enttäuscht setzt er seinen Weg nach Norwegen fort. Die Männer in Mora ändern jedoch ihre Meinung, als sie eine Nachricht von einem Blutbad in Stockholm erreicht. Sie beschließen den fliehenden Gustav Vasa zu unterstützen und schickten zwei der besten Skiläufer, um ihn zurückzuholen. Bei Sälen holen sie ihn ein und kehren gemeinsam nach Mora zurück, um von hier aus den Kampf gegen die dänische Unterdrückung zu beginnen. 1523 marschieren Gustav Vasa und seine Armee in Stockholm ein. Schweden ist befreit und Gustav Vasa wird zum schwedischen König gewählt. Fast genau 400 Jahre später 1922 – wird zum Gedenken an Gustav Vasa der Vasalauf auf der historischen Strecke aus der Taufe gehoben. Im Jahre 2004 fand der Vasalauf bereits zum 80. mal statt.
Den Tag vor dem Lauf sind wir in Tandadalens Fjällhotell – ca. 25 km von Sälen entfernt – untergebracht. Das Hotel ist Bestandteil eines relativ großen Alpinskizentrums und hat bei weitem nicht das Flair unseres Hüttendorfes in Funäsdalen. Auch die Langlaufmöglichkeiten halten keinem Vergleich stand. Aber für einen lockeren Lauf vor dem Rennen um den Alpinskiberg Kalven herum (ca. 10 km) reichte es alle mal. Den Tag verbrachten wir damit, uns individuell auf den morgigen Lauf vorzubereiten, um ihn dann am Abend mit einem gemeinsamen Essen in Tandadalens Wärdshus abzuschließen.
Dann war es endlich soweit, der Tag der Bewährung war gekommen. Aufgrund der Nähe zum Start konnten wir uns dieses Jahr etwa zwei Stunden Schlaf mehr gönnen. Dennoch mussten wir bereits um dreiviertel fünf Uhr aufstehen. Pünktlich um sechs Uhr holten wir unsere Ski vom Wachsservice ab. Wenige Minuten später waren wir im Startgelände. Ein herrlicher Sonnenaufgang kündigte einen schönen Tag an. Die Temperaturen waren mit nur 14 ° C für diese Tageszeit vergleichsweise moderat. Zur gemeinsamen Erwärmung tönte flotte Musik aus den Lautsprechern. Es herrschte eine Atmosphäre, die selbst erfahrenen Vasaläufern noch unter die Haut geht. Pünktlich um acht Uhr ertönt der Startschuss. Es war beeindruckend, wie sich das 15.000 Teilnehmer große Starterfeld den Anstieg kurz nach dem Start hinauf wälzte. Wer, so wie wir, von ganz hinten (Ralph als unser bester Läufer startete aus Startgruppe 8 von10) starten musste, wurde die ersten drei Kilometer nicht recht warm, sosehr stauten sich die Massen. Erst dann begann sich das Feld langsam auseinander zu ziehen. Das Wetter wurde immer sonniger. Optimale Bedingungen wie Windstille, Sonne, blauer Himmel, aber dennoch ganztägigen Temperaturen unter dem Gefrierpunkt ließen den Vasalauf zu einem genialen Erlebnis werden. Obwohl die tiefer gelegenen Regionen der Provinz Dalarna in diesem Jahr ein wenig unter Schneemangel litten, war auch die flache zweite Hälfte der Strecke bestens präpariert worden. Fünf Mio. Schwedische Kronen (ca. 500.000 ) hatte sich der Veranstalter die Herstellung von riesigen Kunstschneemengen und das Präparieren der Loipen kosten lassen. Der Lauf hatte Volksfestcharakter. Zahllose jubelnde Zuschauer, Lagerfeuer, Bands, private Verpflegungsstellen etc. säumten die Strecke. Am Ende erreichten alle Teilnehmer unserer Sektion weit unter dem Zeitlimit nach spätestens ca. 10 Stunden das Ziel in Mora. Damit können auch wir getreu dem Motto des Laufes I Fäders Spar behaupten, in den Spuren unserer Väter gewandelt zu sein. Ein überwältigendes Gefühl, das so manchem Teilnehmer die Tränen in die Augen trieb.
Galerie fehlt!!!!
Ergebnisse:
Ralph Walter 7:34:04 h
Jan Kolleß 7:56:29 h
Ulf Weichelt 8:54:42 h
Anke Walther 9:07:00 h
Siegfried Maahs 9:26:52 h
Antje Maahs 10:07:24 h
Helmut Konschak 8:09:50 h
Nachdem wir uns geduscht und mit Hühnerbeinchen gestärkt hatten, ging es am späten Abend per Bus zurück nach Sälen. Am nächsten Morgen kehrten wir über Oslo und von dort mit der Fähre nach Deutschland zurück.
Damit fanden eine erlebnis- und erfolgreiche Skireise und für die meisten wohl auch die schneereiche diesjährige Skisaison ein tolles Ende.