Archiv der Kategorie: Aktivitaeten

Engadiner Ski-Marathon

Skilanglaufen im sonnigen Oberengadin

Reisestart: 05.03.2006 – Reiseziel: Schweiz

Ein Bericht von Siegfried Maahs

Auch in diesem Jahr nahm ein Teil der Skilanglaufgruppe (Anke & Ralph Walther, Wolfram Herlich, Angela Werner, Antje und Siegfried Maahs) unserer Sektion wieder an einem sogenannten Worldloppet-Lauf teil. „Wordloppet“ eine englisch-schwedische Wortkombination (Welt-Lauf) – die für den Zusammenschluss von 14 verschiedenen bedeutenden Volksskilanglaufwettbewerben weltweit steht. Wobei die Mitgliedsländer mit je einem Lauf vertreten sind. Wenn man 10 dieser Läufe erfolgreich absolviert hat, darf man sich Worldloppet Master nennen. Hierbei ist es lediglich erforderlich, den Lauf in einem großzügig gesetzten Zeitlimit erfolgreich zu bestreiten. Oder anders gesagt: Teilnahme ist alles. Der deutsche Wordloppet ist z.B. der König-Ludwig-Lauf in Oberammergau.

Im Gegensatz zum letzten Jahr, als wir im skandinavischen Schweden am Vasalauf (schwedisch: Vasaloppet) teilnahmen, zog es uns „heuer“ in den Südalpenraum. Unser Ziel war das sonnige Oberengadin – Austragungsort des Engadiner Skimarathons. Das Oberengadin ist berühmt wegen seiner überdurchschnittlich vielen Sonnentage – 322 pro Jahr sollen es sein. Aufgrund seiner Höhenlage (1.800 m im Tal) ist Schnee praktisch garantiert.. Herrliche Hochgebirgslandschaften und die Quellseen des Inns veranlassten schon Friedrich Nietzsche, der hier viele Sommer verbrachte, vor über einhundert Jahren zu der Aussage: „…hier wo sich Italien und Finnland zum Bunde vereinen…“. Besser kann man es eigentlich nicht beschreiben. Die Schneesicherheit, die günstige Topografie (flaches breites Tal in großer Höhe) und die günstigen meteorologischen Bedingungen gepaart mit landschaftlicher Schönheit machen das Oberengadin zu einem der schönsten Skilanglaufgebiete Europas. Nicht ohne Grund ist St. Moritz im Oberengadin einer der ältesten Wintersportorte überhaupt. Gleich zwei mal fanden hier Olympische Winterspiele (1924 und 1948) statt.

Das Oberengadin, speziell St. Moritz, leidet noch heute unter dem Vorurteil, ein Wintersportort nur für die Reichen zu sein. Während dies in der Vergangenheit sicher zutraf, hat sich hier in den letzten 30 Jahren doch sehr viel geändert. So haben wir unser Domizil z.B. in der optimal gelegenen Jugendherberge von Pontresina bezogen. Mit für Schweizer Verhältnisse erschwinglichen 35 EUR für Übernachtung und Halbpension sind hier Skilangläufer bestens bedient. Die Jugendherberge ist gleichzeitig Langlaufzentrum und liegt etwa in der Mitte des Loipennetzes, so dass man nach allen Seiten ausschwärmen kann. Man kann sich direkt von der Haustür aus auf die Bretter schwingen, was quasi skandinavischen Verhältnissen entspricht. Also, optimale Bedingungen, um sich auf den Engadin Skimarathon vorzubereiten oder sich einfach nur eine Woche lang an der frischen Luft zu bewegen. Hier im Engadin stößt man ständig auf das Motto: „Langläufer leben länger“. Skilanglauf wird hier groß geschrieben. Dafür tut man alles. Sorgen über nicht gespurte Loipen muss man sich – selbst nach ergiebigen Schneefällen – nicht machen.

Auch Petrus war uns wohlgesonnen. Während man zu dieser Zeit überall sonst in Europa fast im Schnee erstickte, konnten wir uns dagegen über zahlreiche Sonnenstunden freuen.

In der Nacht nach unserer Ankunft schneite es so stark, dass ein Teilstück der Straße durch das Oberengadiner Tal wegen Lawinengefahr geschlossen werden musste. Aber schon am Vormittag kam die wieder Sonne heraus und das Tal zeigte sein gewohntes Antlitz. Die frisch verschneiten Pulverschneelandschaften glitzerten in der Sonne und darüber stand ein strahlend blauer Himmel. Gleich am ersten Tag liefen wir alle gemeinsam direkt von der Jugendherberge über St. Moritz, vorbei an den Olympiaschanzen und der romanischen Burg von Silvaplana, in das kleine beschauliche Örtchen Sils, wo wie bereits eingangs erwähnt Friedrich Nietzsche viele Sommer verbrachte. Je nach Lust und läuferischem Vermögen liefen einige nach Pontresina zurück, während der andere Teil bis nach Maloja, dem Startpunkt des Engadin Skimarathon weiterlief, um von dort mit dem Bus nach Pontresina zurückzukehren. Leider funktionierte dies aufgrund der wegen Lawinengefahr gesperrten Straße nicht wie geplant. So hieß es also die fünf Kilometer nach Sils nochmals unter die Bretter zu nehmen und von dort mit dem Bus zurückzufahren.

Am nächsten Tag liefen wir bei herrlichem Sonnenschein in das nahe gelegene Rosegtal, wo wir uns den Roseggletscher anschauen und auf der Terrasse des Gasthauses Roseg einen kleinen Imbiss zu uns nehmen können. Besonders schön an dieser Loipe ist die herrliche Abfahrt auf der Rückfahrt als Lohn für den mühsamen und stetigen Aufstieg auf dem Hinweg.

Auch der nächste Skitag stand im Zeichen eines Seitentales des Oberengadins. Wir fuhren mit dem Bus nach St. Moritz, um von dort über Sils in das romantische Fextal zu laufen. Nachdem es am Morgen noch geschneit hatte, kam auch hier wieder die Sonne heraus, so dass wir phantastische Ausblicke genießen konnten. Höhepunkt der Tour, im wahrsten Sinne des Wortes, war nach ca. 250 m Aufstieg die Einkehr in die Alp Muot Selvas, wo wir uns mit einem Süppchen stärkten. Ein leckerer Schümli Pflümli – eine schweizer Kaffee-Spezialität mit Pflaumenschnaps – heizte uns kräftig ein und versetzte uns in Hochstimmung. Der sportliche Höhepunkt fand dann jedoch am Abend statt. Angela und Ralph nahmen an einem Sprintstaffellauf in der Skatingtechnik teil. Dabei fanden sich per Zufall verschiedene Staffeln bestehend aus 3 Mitgliedern zusammen (Einheimische und Besucher im Engadin gemischt). Angela hat unsere Gruppe würdig vertreten und konnte mit „ihren“ Jungs einen beachtenswerten dritten Platz belegen.

Ein weiterer Skitag führte uns direkt von der Jugendherberge aus auf der zweiten Hälfte der Marathon-Loipe nach S-chanf, dem Ziel des Engadin-Skimarathons. Damit hatten wir die gesamte Strecke Laufes schon mal in Abschnitten getestet.

Am Tag vor dem Lauf ließen wir es ruhig angehen und unternahmen am Vormittag erst mal eine Fahrt mit dem Bernina-Express über den Berninapass nach Poschavio, wo wir zufällig auf eine kleine Gemäldegalerie mit 15 original Spitzweg-Bildern stießen. Derart inspiriert fuhren wir mit dem Zug wieder zurück in Richtung Pontresina, stiegen allerdings schon in Morteratsch aus, um von dort aus noch eine kleine Langlauftour zum herrlichen Morteratsch-Gletscher zu unternehmen. Beeindruckend war der als Eishöhle ausgebildete Gletschermund in seinen leuchtend blauen Farben. Spitzweg hätte seine wahre Freude gehabt. Wie lange wir uns noch an derartigen Bildern erfreuen können ist ungewiss, dies führte uns der mit Schildern gekennzeichnete Verlauf des Gletscherrückgangs von etwa 2 km in den letzten 100 Jahren ganz deutlich vor Augen.

Der Tag des Laufes schien dann der Klimawärmung trotzen zu wollen. Praktisch über Nacht gab es einen mächtigen Temperatursturz, so dass der Engadin Skimarathon praktisch über die gesamte Länge im Zeichen eines eiskalten Gegenwindes stand. In Pontresina spielte eine Rockband an der Strecke gerade den Rolling Stones Titel „I can get no satisfaction“. Aber davon konnte trotz des kalten Windes keine Rede sein. Zwar entsprachen die Laufzeiten wohl bei allen nicht den Erwartungen, aber gerade beim landschaftlich schönen Engadin Skimarathon ist der Weg das Ziel und Teilnahme alles. Alles war perfekt organisiert. Bequem mit der Rhätischen Bahn, denn extra für den Lauf war am Ziel eine Station eingerichtet worden, kehrten wir nach St. Moritz zurück. Anke und Antje, die uns moralische Unterstützung an der Strecke geleistet hatten, erwarteten uns schon, so dass es direkt vom Bahnhof aus zurück nach Jena gehen konnte, das wir wohlbehalten und befriedigt über den Verlauf der Skireise kurz vor Mitternacht erreichten.

Vasalauf 2005

Schweden – ein Skilanglaufeldorado
Reisestart: 28.02.2005 – Reiseziel: Schweden

Ein Bericht von Siegfried Maahs

Vom längsten Loipensystem der Welt im herrlichen Herjedalen zum längsten Skilanglauf der Welt in der Provinz Dalarna
Sechs Skiläufer der Skigruppe unserer Sektion (Anke [Gast]und Ralph Walther, Antje und Siegfried Maahs, Ulf Weichelt und Jan Kolleß) und zwei Dresdner Gäste (Elke Erben und Helmut Konschak) machten sich Ende Februar dieses Jahres (2005) auf, um am längsten und bedeutendsten Skilanglaufrennen der Welt – dem Vasalauf- teilzunehmen.

Im Unterschied zu früheren Fahrten zum Vasalauf war in diesem Jahr im Vorfeld eine Trainingswoche im Nordic Ski Center im mittelschwedischen Funäsdalen vorgesehen, dessen Vorzüge einige Teilnehmer bei vergangenen Skifahrten bereits zu schätzen gelernt hatten. Mit 300 km gespurter Loipe handelt es sich um das längste Skilanglaufsystem der Welt. Aber es besticht nicht nur durch seine Länge. Auch die Schneequalität, die landschaftlich abwechslungsreichen Routen, die vorbildlich gespurten und ausgeschilderten Loipen etc. lassen das Herz eines jeden Skilanglaufsportlers höher schlagen. Das Loipensystem liegt im Herliga (herrlichen) Herjedalen, wie die Schweden stolz und zu Recht diese landschaftlich reizvolle Region nennen. Fünf Tage hatten wir Gelegenheit, uns hier den letzten Schliff für den Vasalauf zu holen. Unser Domizil hatten wir im schönen Hüttendorf Sörmons Stugby bei Ljusnedal aufgeschlagen, das direkt an der Loipe liegt und somit einen idealen Ausgangs- bzw. Endpunkt für unsere Trainingsläufe darstellte. Bei unserer Ankunft lagen laut Schneehöhenbericht bereits 1,68 m Schnee. Als ob das noch nicht genug wäre, schneite es die beiden ersten Tage erst mal kräftig dazu. Aber unseren Tatendrang konnte dies nicht bremsen. Auch bei diesem Wetter lässt es sich hier gut skilaufen. Hier beispielhaft einige unserer Aktivitäten: Wir umrundeten den markanten Funäsdalsberget (ca. 30 km), der auch „Berg mitten im Dorf“ genannt wird, weil er sich als eindrucksvolle Felsrippe direkt über dem Ort Funäsdalen erhebt. Bei nahezu ganztägigem Schneefall durchquerten wir das schöne Tal von Fjällnäs über Tänndalen und Funäsdalen nach Ljusnedal (31 km).Zwei strahlende aber auch eiskalte Sonnentage [Temperatur-Minimum: – 33° C] nutzten wir zu Touren auf den aussichtsreichen Loipen „Mittakläppen“ (ca. 22 km) und „Anafjället“(ca. 18 km).Eine unserer Touren begannen wir direkt an der mit 686 m höchstgelegenen Kirche Schwedens im Ort Tännäs und liefen durch die skandinavische Wildnis zurück in unser Hüttendorf (ca. 27 km).

Neben den sportlichen Aktivitäten kam aber auch das gesellige Hüttenleben mit dem gemeinsamen Zubereiten der Mahlzeiten und Gesellschaftsspielen am Abend nicht zu kurz.

Dann hieß es Abschied zu nehmen vom Herrlichen Herjedalen. Durch tiefverschneite Landschaften und über vereiste Straßen ging es nach Sälen in der Provinz Dalarna- dem eigentlichen Ziel unserer Reise.

In Sälen beginnt der berühmte Vasalauf – der älteste, längste und größte Skilanglauf der Welt. Der Vasalauf ist mehr als nur ein Skilanglauf. Hier geht es um Tradition, Geschichte, Kultur und Freiheit. Der Vasalauf geht zurück in das 16. Jahrhundert. Schweden steht unter der Herrschaft eines gnadenlosen dänischen Regimes. Das schwedische Volk ist unzufrieden. Der schwedische Edelmann Gustav Vasa ruft das Volk zum Aufruhr auf. Anfangs jedoch vergebens. Die Provinz Dalarna bleibt seine einzige Hoffnung. In Mora versucht Gustav Vasa die Männer zum Aufstand zu bewegen – leider ohne Erfolg. Enttäuscht setzt er seinen Weg nach Norwegen fort. Die Männer in Mora ändern jedoch ihre Meinung, als sie eine Nachricht von einem Blutbad in Stockholm erreicht. Sie beschließen den fliehenden Gustav Vasa zu unterstützen und schickten zwei der besten Skiläufer, um ihn zurückzuholen. Bei Sälen holen sie ihn ein und kehren gemeinsam nach Mora zurück, um von hier aus den Kampf gegen die dänische Unterdrückung zu beginnen. 1523 marschieren Gustav Vasa und seine Armee in Stockholm ein. Schweden ist befreit und Gustav Vasa wird zum schwedischen König gewählt. Fast genau 400 Jahre später – 1922 – wird zum Gedenken an Gustav Vasa der Vasalauf auf der historischen Strecke aus der Taufe gehoben. Im Jahre 2004 fand der Vasalauf bereits zum 80. mal statt.

Den Tag vor dem Lauf sind wir in Tandadalens Fjällhotell – ca. 25 km von Sälen entfernt – untergebracht. Das Hotel ist Bestandteil eines relativ großen Alpinskizentrums und hat bei weitem nicht das Flair unseres Hüttendorfes in Funäsdalen. Auch die Langlaufmöglichkeiten halten keinem Vergleich stand. Aber für einen lockeren Lauf vor dem Rennen um den Alpinskiberg Kalven herum (ca. 10 km) reichte es alle mal. Den Tag verbrachten wir damit, uns individuell auf den morgigen Lauf vorzubereiten, um ihn dann am Abend mit einem gemeinsamen Essen in Tandadalens Wärdshus abzuschließen.

Dann war es endlich soweit, der Tag der Bewährung war gekommen. Aufgrund der Nähe zum Start konnten wir uns dieses Jahr etwa zwei Stunden Schlaf mehr gönnen. Dennoch mussten wir bereits um dreiviertel fünf Uhr aufstehen. Pünktlich um sechs Uhr holten wir unsere Ski vom Wachsservice ab. Wenige Minuten später waren wir im Startgelände. Ein herrlicher Sonnenaufgang kündigte einen schönen Tag an. Die Temperaturen waren mit nur –14 ° C für diese Tageszeit vergleichsweise moderat. Zur gemeinsamen Erwärmung tönte flotte Musik aus den Lautsprechern. Es herrschte eine Atmosphäre, die selbst erfahrenen Vasaläufern noch unter die Haut geht. Pünktlich um acht Uhr ertönt der Startschuss. Es war beeindruckend, wie sich das 15.000 Teilnehmer große Starterfeld den Anstieg kurz nach dem Start hinauf wälzte. Wer, so wie wir, von ganz hinten (Ralph als unser bester Läufer startete aus Startgruppe 8 von10) starten musste, wurde die ersten drei Kilometer nicht recht warm, sosehr stauten sich die Massen. Erst dann begann sich das Feld langsam auseinander zu ziehen. Das Wetter wurde immer sonniger. Optimale Bedingungen wie Windstille, Sonne, blauer Himmel, aber dennoch ganztägigen Temperaturen unter dem Gefrierpunkt ließen den Vasalauf zu einem genialen Erlebnis werden. Obwohl die tiefer gelegenen Regionen der Provinz Dalarna in diesem Jahr ein wenig unter Schneemangel litten, war auch die flache zweite Hälfte der Strecke bestens präpariert worden. Fünf Mio. Schwedische Kronen (ca. 500.000 €) hatte sich der Veranstalter die Herstellung von riesigen Kunstschneemengen und das Präparieren der Loipen kosten lassen. Der Lauf hatte Volksfestcharakter. Zahllose jubelnde Zuschauer, Lagerfeuer, Bands, private Verpflegungsstellen etc. säumten die Strecke. Am Ende erreichten alle Teilnehmer unserer Sektion weit unter dem Zeitlimit nach spätestens ca. 10 Stunden das Ziel in Mora. Damit können auch wir getreu dem Motto des Laufes „I Fäders Spar„ behaupten, in den Spuren unserer Väter gewandelt zu sein. Ein überwältigendes Gefühl, das so manchem Teilnehmer die Tränen in die Augen trieb.

Galerie fehlt!!!!

Ergebnisse:
Ralph Walter 7:34:04 h
Jan Kolleß 7:56:29 h
Ulf Weichelt 8:54:42 h
Anke Walther 9:07:00 h
Siegfried Maahs 9:26:52 h
Antje Maahs 10:07:24 h
Helmut Konschak 8:09:50 h

Nachdem wir uns geduscht und mit Hühnerbeinchen gestärkt hatten, ging es am späten Abend per Bus zurück nach Sälen. Am nächsten Morgen kehrten wir über Oslo und von dort mit der Fähre nach Deutschland zurück.

Damit fanden eine erlebnis- und erfolgreiche Skireise und für die meisten wohl auch die schneereiche diesjährige Skisaison ein tolles Ende.

Der 80. Vasalauf 2004

Ein Jubiläum besonderer Art
Reisestart: 28.02.2004 – Reiseziel: Schweden

Ein Bericht von Jens Müller

Nach 1997, 2000 und 2001 war es nun schon das vierte Mal, dass es mich nach Schweden zum Vasalauf trieb. Wieder in einer super Truppe – Matthias Neupert, Jan Kolleß, Jens Müller, Evelyn Müller-Holste, Wolfram Herlich und Stephan Herwig (v.l.n.r.) sowie Andrea Seruneit, die hervorragende Bilder von uns machte.

Am 28. Februar machten wir uns auf den Weg nach Rostock zur Fähre, Überfahrt nach Trelleborg und dann noch eine lange Fahrt durch die Nacht nach Rättvik an den Siljan-See. Unser Quartier war in einer schwedischen Wanderhütte, wo wir gemeinsam mit 8 Kanadiern und 2 Dresdnern untergebracht waren. Nun hatten wir eine Woche Zeit, uns den letzten Schliff für die 90 km am 7. März zu geben. Zum Glück gab es ausreichend Schnee und die Temperaturen lagen zwischen -5 und -15°C auch im optimalen Bereich. Zum Trainieren fuhren wir meistens in das Skilanglaufzentrum nach Grönklitt, wo wir hervorragend präparierte Loipen verschiedenster Streckenlängen vorfanden. Obwohl wir erwarteten, dass es zum Jubiläumslauf besonders viele Teilnehmer gab, war dies in den Loipen kaum zu merken. So überfüllt, wie man häufig den Rennsteig vorfindet, war es nie. Vier Tage vor dem Lauf fuhren wir schon einmal zum Start und liefen die ersten 23 km bis Mangsbodarna. Auch die letzten 10 km bis zum Ziel absolvierten wir in einem Testlauf.

Aber auch die Kultur kam nicht zu kurz. Es war sehr spannend, zuzuschauen, wie die berühmten Dalarna-Pferde hergestellt werden. Außerdem besuchten wir das bekannte Ski-Zentrum in Falun und einige von uns nahmen an einer Tages-Tour nach Stockholm teil.

Am 7. März war es dann soweit. Vier Uhr früh fuhr unser Bus zum Start nach Sälen. Alle waren ziemlich aufgeregt und versuchten trotzdem im Bus noch etwas zu schlafen. Nach der Ankunft sollte man sofort die Ski in den Startgarten bringen, damit man in seiner Startgruppe nicht ganz hinten stehen muß. Dann schnell noch etwas essen und trinken, den Rucksack abgeben und nicht zu spät wieder in den Startgarten. Denn es war gar nicht so einfach, seine Ski unter den Hunderten wiederzufinden. Nach einer kurzen Erwärmung wurden der Kleidersack am Rand des Startfeldes abgelegt, die Ski angeschnallt und pünktlich um 8 Uhr setzte sich der Riesen-Lindwurm aus ca. 15.000 Skiläufern in Bewegung. In den ersten Minuten ging es erstaunlich zügig voran, aber nach 800 m führte die Strecke eine Abfahrtspiste hinauf und da ging es nur noch im Schritt-Tempo vorwärts. Erst nach ca. 10 km war die Stop and Go Phase überstanden und man konnte sein eigenes Tempo suchen. Da nach jedem Kilometer ein Schild mit der Entfernung zum Ziel und zum nächsten Verpflegungspunkt stand, konnte man sein Kräfte gut einteilen. Trotzdem wurden auf den letzten Kilometern die Arme und Beine schwer. Äußerst beeindruckend war das begeisterte Publikum an der gesamten Strecke. Da wurden am Rande der Piste richtige Volksfeste gefeiert, mit Musik und Tanz, und man konnte auch überall etwas zu Essen oder zu Trinken bekommen, wenn man danach fragte. An den Verpflegungspunkten wurden viele Läufer über Lautsprecher mit ihrem Namen und einer Menge Applaus begrüßt. So schwanden die Kilometer am Anfang sehr schnell dahin, nur die letzten 10, die schienen nie zu enden. Wenn man dann endlich Mora erreichte, kamen die Kräfte wieder und auf den letzten 100 m im Spalier der klatschenden Zuschauer liefen die Ski von selbst. Mit dem Stolz, den ÄLTESTEN, LÄNGSTEN und GRÖSSTEN Skilanglauf der Welt geschafft zu haben, kamen alle von uns ins Ziel. Jeder war mit seiner Leistung zufrieden und glücklich. Auch nach der Ziellinie wurde jeder Sportler hervorragend betreut, zu seinen abgegebenen Sachen geführt, zum Duschen und mit reichhaltiger Verpflegung versorgt.

Damit war das Erlebnis Vasalauf auch schon wieder vorbei. Am nächsten Tag ging es schon früh wieder auf die lange Fahrt nach Trelleborg, abends auf die Fähre und am nächsten Morgen von Rostock nach Hause. Auch dieser wird bestimmt nicht der letzte Vasalauf für uns gewesen sein.

Ergebnisse:
Jens 5:56:41 h
Matthias 7:10:00 h
Jan 7:52:46 h
Stephan 9:23:45 h
Wolfram 9:25:58 h
Evi 9:33:49 h

77. Vasalauf

Reisestart: 24.02.2001 – Reiseziel: Schweden

Ein Bericht von Jens Müller

Am 24.02. fuhren neun Sportler vom USV Jena nach Schweden. Acht von uns (Peter Gumplinger, Silke Straßburger, Ralph Walther, Matthias Neupert, Siegfried Maahs, Jan Kolleß, Jens Müller und Wolfram Herlich, v.l.n.r.) hatten sich das Ziel gesetzt, den Vasalauf zu absolvieren; die Neunte (Evelyn Holste) war als Fahrer und Betreuer dabei.
Die letzten Wetterprognosen, die wir aus dem Internet erhielten, prophezeiten uns frostige Temperaturen. Als wir nach durchfahrener Nacht bei unserem Quartier in Sollerön bei Mora ankamen, stockte uns fast der Atem bei minus 20°C. Wir hatten nun knapp eine Woche Zeit, uns beim Training an diese arktischen Temperaturen (nachts bis –35°C) zu gewöhnen. Die größten Kälteprobleme hatte unser USV-Bus, der erst eine Stunde per Heißluftföhn zum Anspringen überredet werden wollte. Wir hofften auf etwas mildere Temperaturen zum Lauf, Petrus tat uns den Gefallen erst im letzten Moment mit –16°C am Start bzw. bis –8°C tagsüber. Wir absolvierten die 90 km zusammen mit ca. 15.000 weiteren Skiläufern bei strahlender Sonne. Jeder von uns erreichte, unterwegs mit viel Blaubeersuppe und Energy-Drinks versorgt und von den unzähligen Zuschauern kräftig angefeuert, unversehrt und glücklich das Ziel. Nur die heißersehnten Medaillen müssen auf eine Chance in einem der nächsten Jahre warten. Einige spürten in der zweiten Hälfte des Laufes das fehlende Training aufgrund der wenigen Schneetage in Thüringer Landen.
Ein großes Lob gilt den Organisatoren, die für alle 15.000 Teilnehmern vor, während und nach dem Lauf eine hervorragende Betreuung gewährleisteten.
Sicherlich wird es einige von uns in den nächsten Jahren wieder zum Erlebnis Vasalauf ziehen.